« Wir verkaufen Freiheit. Das Bike gibt’s obendrauf. »

« Wir verkaufen Freiheit. Das Bike gibt’s obendrauf. » Christian Ulmann ist nicht nur geschäftsführender Inhaber von Arni Motorcycles AG. Er ist durch und durch Harley-Fan. Und ebenso durch und durch Verkaufsprofi, der seine Leidenschaft vom Scheitel bis zur Sohle lebt. Deshalb hat er nicht gleich abgewunken, als Harley-Davidson mit der Frage an ihn herantrat, ob er den Standort Bern aufbauen und die Kundschaft der bisherigen Vertretungen übernehmen möchte.

« Wir haben lange gesucht, viele Standorte geprüft und oft abgewunken. »
Christian Ulmann

« Wir haben lange gesucht, viele Standorte geprüft und oft abgewunken », erinnert sich Ulmann. « Entweder waren die Lokalitäten zu marode, zu teuer oder zu zentral gelegen. » Zu zentral für einen Verkaufsladen und Werkstatt mit viel Kundschaft – wie bitte ? ! « Nun : Rund um ein Harley-Geschäft entsteht bisweilen das, was manche Leute als Lärm empfinden », sagt Ulmann. Oder klipp und klar : « Wir sind uns bewusst, dass wir laut sind. » So kam sein Geschäftspartner Hansueli Bachmann irgendwann auf die Idee, beim Flughafen Bern-Belp anzurufen. « Wir stellten uns vor, dass so ein Bike-Shop in einem alten ungenutzten Hangar einen gewissen Charme hätte – und ein Lärmproblem hätten wir definitiv nicht. »

Das mit dem Hangar klappte zwar nicht, dafür kam der Kontakt mit der Unternehmerfamilie Müller zustande. Sie hatte gerade das alte Flughafenhotel gekauft und plante einen Neubau. « Beim ersten Treffen stellte sich nicht nur heraus, dass Christian Müller einst Kunde unseres Haupt-Stand­ortes im solothurnischen Hessigkofen war, sondern dass wir früher auch noch andere geschäftliche Kontakte gehabt hatten », sagt Ulmann. Viel wichtiger aber : « Ebenfalls beim ersten Treffen sagte Müller zu, das Projekt für einen neuen Harley-Davidson Standort im Belp zu realisieren. »

Und plötzlich sahen sich Christian ­Ulmann und Hansueli Bachmann mit ihrem Team in der einzigartigen Situa­tion, dass sie als Mieter den Bau und die Organisation der neuen Geschäftsräume von Grund auf zusammen mit dem Architekten mitplanen konnten. « Diese Chance kriegst du nur einmal im Leben », sagt Ulmann. Entstanden ist ein Bau, in dem auf drei Etagen alles unter einem Dach vereint ist, was einerseits die Herzen von Bike-Enthusiasten höher schlagen lässt, andererseits auch die betriebswirtschaftliche Perspektive nicht ausser acht lässt. « Wir haben im ganzen Haus kurze Wege und alles ist so organisiert, dass wir jederzeit speditiv und effizient ­arbeiten können », sagt Christian ­Ulmann.

Dazu gehört auch, dass die Telefon- und IT-Anlagen der beiden Standorte Bern und Solothurn von mobile4­business so vernetzt und organisiert sind, dass der gegenseitige Daten­austausch, die Datenablage sowie die Kommunikation hier komplett orts­unabhängig funktionieren. « Wenn ich ­heute in Solothurn einem Kunden eine Harley verkaufe und er morgen anruft, weil er eine Frage hat, merkt er nicht, dass ich gar nicht in Hessigkofen im Büro sitze, sondern im Belpmoos », erklärt der Firmeninhaber.

« Der Antrieb ist nur eine Frage der Technologie. Die Freiheit ist die gleiche. »
Christian Ulmann

Aber wie ist das nun mit der grenzenlosen Freiheit, die so viele mit der Marke Harley-Davidson assoziieren – die aber durch immer mehr und immer neue Auflagen in Sachen Schadstoff- oder Lärm-Emissionen mehr und mehr eingeschränkt wird ? Ulmann lächelt. Und sagt : « Freiheit ist ein Gefühl, das man als Biker auch in der Schweiz empfinden kann. » Harley-Davidson stehe für Reisen und Geniessen. « Und das ist überall möglich. » Hinzu kommt, dass der Motorrad-Hersteller, der in Europa vor allem mit dem Easy-Rider-Hippie-Lifestyle in Verbindung gebracht wird, viel mehr sei als das. « In den 1930er-Jahren waren Harleys in Cross-Serien am Start und heute gibt es Bagger-Rennen in den USA mit Harleys, die auf Serien-Modellen basieren und die kaum langsamer sind, als die Superbike-Serie, die wir hierzulande kennen. » Deshalb sei es nur logisch, dass Harley auch Enduro-­Modelle baue – oder schon früh ins Geschäft mit Elektro-Töffs eingestiegen sei.

Ein Segment, das 2023 nach 15 Jahren Aufbauarbeit in die Tochterfirma LiveWire ausgelagert wurde. « Ganz ehrlich : So ein Bike zu fahren, ist unglaublich geil », sagt Ulmann. « Es ist einfach zu bedienen, schnell und wahnsinnig agil. Für kurze Strecken grossartig. » Gehe es allerdings auf lange Touren, « dann wird’s kompliziert », gesteht er. Die derzeit bei der E-Mobilität allgemein bekannten Themen Ladeinfrastruktur und Reichweite dürften laut Ulmann ein Hauptgrund sein, weshalb das Segment derzeit « noch nicht recht flügge werden will. » Doch Ulmann ist überzeugt : « Der Antrieb ist nur eine Frage der Technologie. Die Freiheit ist die gleiche. »